An erster Stelle bin ich Ärztin: Eine unserer Chirurginnen berichtet von der COVID-19-Front

Dr. Daniely Farias im Krankenhaus mit Maske und Kittel

Dr. Daniely Farias ist eine Smile Train-Partnerin und plastische Chirurgin im brasilianischen Campo Grande. Zurzeit kämpft sie an vorderster Front gegen die Ausbreitung von COVID-19 in ihrer Region. Sie erzählt uns, wie sehr die Pandemie ihre Arbeit, ihre Umgebung und ihr Selbstverständnis als Ärztin verändert hat.

„Eines der Krankenhäuser, in dem ich arbeite, Unimed Campo Grande Cooperative, hat viele Änderungen vorgenommen, um Patienten mit dem Coronavirus aufzunehmen. Es wurden beispielsweise eine neue Intensivstation eröffnet und weitere Beatmungsgeräte sowie zusätzliche persönliche Schutzausrüstung angeschafft.

Sämtliche Spaltenbehandlungen wurden schon vor mehreren Wochen verschoben und werden frühestens in ein paar Wochen wieder aufgenommen. Auch FUNCRAF, wo wir ambulante Behandlungen und die Nachsorge durchführen, ist zurzeit geschlossen und ich weiß nicht, wann wir den Betrieb wieder aufnehmen können. All das bereitet mir Sorge, aber ich weiß, dass diese Maßnahmen notwendig und nur vorübergehend sind – viele Kinder mit Spalten leben mit Menschen, die Risikogruppen angehören, und es wäre furchtbar, wenn sie sich anstecken würden.

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Trotz der vielen Änderungen – der verschobenen Spalten- und plastischen Operationen und der Schließung unserer ambulanten Einrichtung – fühle ich mich geehrt, zusammen mit meinen Kollegen gegen diese Krankheit zu kämpfen, die die ganze Welt in Schach hält. Ich arbeite als plastische Chirurgin, aber an erster Stelle bin ich Ärztin. Bei meiner Abschlussfeier habe ich geschworen, mich um alle Patienten zu kümmern – und genau das tue ich jetzt. Meiner Meinung nach haben alle Ärzte eine moralische Verpflichtung, an vorderster Front gegen das Coronavirus zu kämpfen.

Meine Arbeit mit Smile Train hat mich Geduld gelehrt, ein Lächeln nach dem anderen – und genauso lebe und erlebe ich diese Tage. Ich feiere auch noch den kleinsten Sieg. Während mein tägliches Leben ausgesetzt ist, gehe ich jeden Tag zusammen mit meinen Kollegen in die Notaufnahme und gebe mein Bestes. Ich habe weder meine betagten Eltern noch meine Freunde besucht, um sie zu schützen. Wenn ich nun nach Hause komme, hat sich meine Routine komplett geändert und ich befolge erst einmal eine Checkliste an Maßnahmen, um meinen Mann nicht anzustecken.

Das ist alles neu, aber hoffentlich nur auf eine gewisse Zeit beschränkt. Ich weiß, dass alles wieder gut wird und wir Lehren aus diesen schwierigen Zeiten ziehen werden. Wir müssen diese soziale Isolation und unseren veränderten Alltag nutzen, um unsere Prioritäten und Gewohnheiten zu überdenken und am Ende als bessere Menschen dazustehen.

Zusammen mit allen anderen auf dieser Erde bete ich, dass diese schwere Zeit bald hinter uns liegt.“

Wenn wieder Operationen durchgeführt werden dürfen, benötigen Heldinnen wie Dr. Daniely Ihre Unterstützung mehr als je zuvor, um sich um Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten kümmern zu können.

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